Durch einen glücklichen und nicht hoch genug einzuschätzenden Umstand sind alte Unterlagen aus der Vereinsgeschichte wiedergefunden worden. Diese Unterlagen enthalten eine Fülle hochinteressanter Aufzeichnungen. Das hat mich bewogen, noch einmal einen Rückblick in die bereits in der 3. Fortsetzung geschilderten Zeit nach dem 2. Weltkrieg zu halten.
Schon im Jahre 1946 begann der Versuch, den Verein offiziell weiter zu führen. So wurde am 24.8.1946 ein Antrag an den Beauftragten der französischen Militärregierung in Kirchen /Sieg gestellt mit der Bitte, die Gründungsversammlung des Sportvereins „Schwarz-Weiß Weyerbusch“ durchführen zu dürfen
Der Antrag wurde unterzeichnet von:
- Heinrich Walterschen, Weyerbusch
- August Schumann, Kraam
- Paul Hankammer, Weyerbusch.
Im Antrag wurden die Abteilungen Fußball, Athletik und Handball angeführt. Alle derartigen Anträge mußten in deutscher und französischer Sprache gestellt werden. (Die nächste Seite zeigt den Antrag in deutscher Sprache).
Der Antrag wurde erst am 12.5.1947 von der Militärregierung Koblenz positiv beschieden.( Sh. hierzu auch die nachstehende Kopie.)
Dem Verein wurde zur Auflage gemacht, ein jährliches Versammlungsprogramm bekannt zu geben. Dies lautete u. a. :
- Mitgliederversammlung: Jeden ersten Dienstag des Monats in der Gastwirtschaft Mäuler.
- Sportbesprechungen: An jedem Mittwoch. (Aufstellung der Mannschaften die sonntags spielen sollen) Teilnehmerzahl ca. 15 Personen.
- Feiern: An jedem ersten Sonntag im Juli Jahresfeier des Vereins. Die sogenannte Gründungsversammlung wurde am 11.7.1947 in der Gastwirtschaft Mäuler in Weyerbusch abgehalten. Die Wahl des Vorstandes fand unter der Leitung von Willi Schneider, Hilkhausen statt.
Die Vorstandswahl endete mit folgendem Ergebnis:
- 1. Vorsitzender: Heinrich Walterschen, Weyerbusch
- 2. Vorsitzender: Paul Hankammer, Weyerbusch
- Schriftführer: August Schumann, Marenbach
- Kassierer: Erich Fuchs, Weyerbusch
- Jugendwart: Herbert Brühl, Weyerbusch.
Nach der Wahl des Spielausschusses wurde dann Friedel Klein, Weyerbusch von den anwesenden Damen zum Leiter der Damenhandballmannschaft gewählt. In den folgenden Monaten hatte der Verein eine sehr kritische Zeit zu überstehen. Bereits am 29.8.1947 kam es zu einer außerordentlichen Mitgliedsversammlung, in welcher der am 11.7.1947 gewählte Vorstand geschlossen zurücktrat.
Es wurde ein kommissarischer Vorstand gewählt, der sich nunmehr wie folgt zusammensetzte:
- 1. Vorsitzender: Heinrich Kraus, Weyerbusch
- 2. Vorsitzender: Karl Marenbach VI, Weyerbusch
- Schriftführer: August Schumann, Marenbach
- Kassierer: Erich Fuchs, Weyerbusch.
Dieser kommissarische Vorstand wurde in der „Generalmitgliederversammlung“ am 21.11.1947 bestätigt.
Die Vereine und hauptsächlich deren Vorstände wurden in dieser Zeit sehr streng durch die Besatzungsmächte überwacht. Alle Vorstandsmitglieder wurden gezwungen, Fragebogen der „Military Gouvernement of Germany“ auszufüllen. Es mußten hierbei umfangreiche Fragen beantwortet werden, insbesondere bezüglich der ehemaligen Zugehörigkeit militärischer und parteipolitischer Organisationen. Auslassung von Beantwortungen oder unrichtige bzw. unvollständige Angaben konnten gerichtliche Verfolgungen nach sich ziehen. Hieraus ist leicht zu erkennen, daß der Vorstand verglichen zu heute einen sehr viel schwierigeren Stand hatte, insbesondere wenn man auch noch die entbehrungsreiche Nachkriegszeit einbezieht. Der Jahresbericht des Vorstands vom Dez. 1947 gibt erstmals Aufschluß über das Vereinsleben nach dem Kriege. Nach diesem Bericht zu urteilen, ist das Vereinsleben schon Ende des Jahres 1946 wieder aufgelebt, ohne daß eine Zustimmung der zuständigen Militärregierung vorlag. Der Verein hatte damals 158 Mitglieder, davon waren 36 aktive Fußballspieler mit einem gültigen Spielerpaß. Beispielhaft zeigt die nachstehende Aufstellung eine Übersicht über die von September bis Dezember 1947 eingesetzten Spieler. Es wird berichtet, daß Weyerbusch in der Herbstserie 1947 in der 2. Kreisklasse, Staffel III von 9 teilgenommenen Mannschaften den 3. Platz belegt hat. Erfreuliches wurde auch von den Leichtathleten berichtet. Bei den Vereinsmeisterschaften des Kreises erkämpften sie den 6. Platz. Auf der Ebene des Sportausschusses Rheinland konnte sogar der 7. Platz belegt werden. Die Damenhandballmannschaft war weniger aktiv. Nach einigen Freundschaftsspielen während den Sommermonaten trat sie nicht mehr zu den Meisterschaftsspielen an. Über die namentliche Zusammensetzung der Mannschaft gibt es keine Angaben. Die ersten Monate des Jahres 1948 scheinen sehr turbulent verlaufen zu sein. Es gibt Unterlagen, die noch im Januar 1948 von den angeblich am 29.8.47 zurückgetretenen Vorstandsmitglieder unterzeichnet sind. Der 2. Vorsitzende und der Schriftführer aus der Gründungsversammlung vom 11.7.1947 richteten am 7.2.1948 ein Schreiben an das Militärregierungsamt z. Hd. des Amtsbürgermeisters in Weyerbusch, in welchem vom Zerfall des Vorstandes berichtet und gleichzeitig um Genehmigung zur Abhaltung einer „Generalversammlung“ zwecks Wahl eines neuen Vorstandes gebeten wird. Der Amtsbürgermeister schickte diesen Antrag am 20.2.1948 zurück mit der Anmerkung, daß nach dem die Unterlagen über die abgehaltene „Gründungsversammlung“ (11.7.1947 !!) inzwischen eingereicht wurden, der Antrag gegenstandslos geworden sei. Am 27.10.1948 stellte dann der Schriftführer August Schumann erneut einen Antrag an den Amtsbürgermeister mit der Bitte, eine außerordentliche Generalversammlung abhalten zu dürfen. Er berichtete auch, daß der 1. Vorsitzende des Vereins (gemeint war Heinrich Walterschen) zurückgetreten sei. In dieser beantragten Versammlung wurde unter der Leitung von Wilh. Weller I, Weyerbusch folgender neuer Vorstand gewählt:
- 1. Vorsitzender: Heinrich Kraus, Weyerbusch
- 2. Vorsitzender: August Schumann, Marenbach
- Schriftführer: Heinz Groteloh, Rettersen
- Kassenwart: Robert Sassmanshausen, Leingen
- Spielerausschußvorsitzender: Fritz Mischke, Marenbach.
In dieser Versammlung wurde Wilh. Weller I, Weyerbusch zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Es wurde auch beschlossen, daß die Aufnahmegebühren für Eintritt in den Verein für Erwachsene und Jugendliche 2,50 DM betragen sollen. Der geringste Monatsbeitrag wurde auf 0,50 DM festgelegt. Nur die Sportkameraden Kraus und Schumann hatten bis dahin Vorstandsämter begleitet. Neue Vorstandsmitglieder mußten vor Anerkennung durch die Militärregierung einen sogenannten „Säuberungsbescheid“ (politischer Fragebogen) vorlegen. So erging es auch den Sportkameraden Groteloh und Sassmanshausen. Trotz aller Krisen auf der Vorstandsebene ging der Spielbetrieb weiter. Hier konnte die erste Mannschaft recht zufriedene Ergebnisse vorweisen. In der Meisterschaft 1947/48 belegte Weyerbusch in der 2.Kreisklasse / Staffel III den 4. Platz. Mit in dieser Staffel waren auch die bis 1950 selbständigen Vereine „Grün- Weiß“ Birnbach ( 2. Platz ) und SV Giershausen (8.Platz ). Ab Beginn des Jahres 1949 kann wohl nach der neuen Vorstandswahl von einer geordneten Vereinsführung gesprochen werden. In den Fortsetzungen der Chronik wird diesbezüglich noch viel zu berichten sein. Im Jahre 1949 beging der SSV Weyerbusch sein 20jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß richtete der erste Vorsitzende des Vereins Lehrer Hans Lohn das vorstehende Grußwort an den Verein.
Bei Ende des 2. Weltkrieges im Mai 1945 lag, wie so Vieles, auch die sportliche Aktivität im Verein völlig am Boden. Der Krieg hatte viel Leid und Elend über unser Land gebracht. Viele Fußballer befanden sich noch in Kriegsgefangenschaft. Weyerbusch war durch Bombenangriffe in erheblichem Maße zerstört. Auch der damalige Fußballplatz an der Herchener Straße wurde durch die Bomben getroffen und später mehrmals in Eigenleistung durch die Sportler in vielen, vielen Stunden Arbeit wieder hergerichtet. Die Bombennarben traten immer wieder zu Tage. Sie konnten bis zur Aufgabe des Platzes und Übersiedlung des Spielbetriebes auf den neuen Platz an der Turnhalle nie ganz beseitigt werden. Aber trotz aller Hindernisse und trotz aller Widrigkeiten ließ sich die sportbegeisterte Jugend nicht davon abhalten, wieder wie 1929 einen neuen Anfang zu wagen. Unter dem Vorsitzenden Heinrich Walterschen (Onkel unserer überaus erfolgreichen Trainerlegende Robert Walterschen) konnte bereits im Jahre 1946 wieder eine Mannschaft aufgeboten werden. Die Mannschaft begann in der B-Klasse. Sie setzte sich zusammen aus erfahrenen Spielern, die teils schon Jahre vor dem 2. Weltkrieg aktiv waren, als auch aus jungen herangereiften Fußballern. Bis zur Spielzeit 1948/49 war von einer konstanten Mannschaftsleistung nicht zu sprechen. In dieser Spielzeit, die von November 1948 bis Juli 1949 dauerte, wurden von der 1. Mannschaft insgesamt 29 Spiele ausgetragen, von denen 14 Spiele gewonnen und 10 Spiele verloren wurden. 5 Spiele endeten unentschieden. Hieraus ist unschwer zu erkennen, daß der Erfolg wieder überwiegte und berechtigte Hoffnung auf einen weiteren Anstieg der sportlichen Leistungen bestand.
In der v.g. Spielzeit wurden insgesamt 32 Spieler eingesetzt: Robert Saßmannshausen (27), Wilhelm Weller (25), Werner Schneider (25), Helmut Schubert (24), Kurt Balzar (24), Bernhard Eger (20), Werner Meuler (20), Franz Gawellek (20), Heinz Groteloh (20), Heinrich John (20), Werner Schubert (20), Ewald Gawellek (10), Werner John (8), Fritz Mischke (7), Erich Bischoff (7), Walter Schumann (7), Heinz Orfgen (6), Helmut Meuler (4), Edgar Ochsen-feld (3), Alfred Hasselbach (3), Dieter Drees (3), H. Altgeld (3), Bohm, Eckenbach, Brühl, Schmidt, Scheffels, Gliot, Willig, Schillgalies, Kumstat und Druste je 1 Spiel.
Es muß an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß das bis Ende 1948 Erarbeitete nicht hochgenug einzuschätzen ist. Bis zum Sommer 1948 lief die sog. Reichsmark-Zeit. In dieser Zeit war es fast un-möglich, irgend etwas auf normalem Wege, d.h. gegen Bezahlung mit Reichsmark zu erstehen. Weder Sportgeräte, Fußbällle, Trikots, Hosen, Stutzen noch Fußballschuhe gab es zu kaufen. Wenn überhaupt war es nur mit Tauschgeschäften möglich. In erster Linie waren Lebensmittel gefragt. Kam man in ein Geschäft, so wurde fast mit Sicherheit die Frage gestellt: „Haben Sie etwas Fettiges einzutauschen?“ Aber wer besaß in dieser Zeit schon derartiges? In erster Linie landwirtschaftliche Betriebe. Es gab natürlich auch Fußballer, deren Eltern oder Großeltern Landwirtschaft betrieben. Es soll nicht verschwiegen werden, daß es hier „bewußte“ und „unbewußte“ Unterstützung für die Sportler gegeben hat. Gerade an diese Zeit kann ich mich besonders gut erinnern. Wir Jugendliche wollten ja Fußball spielen, und da heiligte der Zweck die Mittel, oder anders gesagt, die Not machte erfinderisch. Die Großmutter stellte plötzlich fest, daß die Hühner nicht mehr so fleißig Eier legten, und der Großvater vermißte ein Pfündchen Speck im Rauch oder es fehlten plötzlich 50 Pfund Korn oder Weizen in der Scheune. Alle diese Vorkommnisse trugen aber dann dazu bei, daß wenigstens das Notwendigste zum Fußballspielen „beschafft“ werden konnte. Es war in der Regel so, daß in den Vereinen ein Satz Trikots und elf Paar Fußballschuhe vorhanden waren. Jugend, 2. und 1. Mannschaft mußten sich hiermit begnügen, was allerdings oft Anlaß zu Streitigkeiten gab.
Ein großes Problem war auch die jeweilige Fahrt zu den Auswärtsspielen. Die Begeisterung war groß, und viele Zuschauer wollten die Mannschaft begleiten. Aber wie? Motorräder oder Autos waren sehr selten. Und wenn diese vorhanden waren, fehlte der Treibstoff. Omnibusse standen auch nicht zur Verfügung. Also wurde mit Lastwagen gefahren. Aber wie sahen diese Fahrzeuge aus? Vollgummibereift und mit einer Holzgasanlage versehen. Auf der Ladepritsche wurden einfach Bänke aufgestellt. Wenn es regnete, wurden Schirme aufgespannt. Am Berg geschah es dann öfters, daß nicht genügend Gas im Kessel war. Das bedingte einen Halt, um nach zu stochen. Wenn es gar nicht klappte, mußten die Fahrtteilnehmer absteigen und schieben helfen. Aber trotz allen diesen schlechten Bedingungen ist kein Fall bekannt geworden, in dem die Reisegesellschaft nicht wieder nach Hause zurückgekehrt ist. Es bliebe sicherlich noch sehr viel aus dieser Zeit zu berichten. Das würde jedoch den zur Verfügung stehenden Platz sprengen. Wichtig ist es jedoch allen denen, die diese Zeit nicht miterlebten, einen kleinen Einblick zu geben, welch große Initiative bei jedem Sportler vorhanden sein mußte, um überhaupt den Fußballsport ausüben zu können.
Ab der Währungsreform im Sommer 1948 änderten sich die Verhältnisse schlagartig. Derjenige, der im Besitz von D-Mark war, konnte sich dafür auch etwas kaufen. Die Jugend wurde ab Kriegsende von Fritz Mischke geführt (hierüber wird in den nächsten Info-Heften noch viel zu berichten sein). Der Vorsitz ging auf Heinrich Kraus über und Heinz Groteloh übernahm die Geschäftsführung. Im Jahre 1950 gab es dann einen weiteren Zugang beim SSV Weyerbusch. Die Vereine Grün-Weiß Birnbach und SV Giershausen lösten sich auf. Die Spieler traten überwiegend dem SSV bei. Über diese beiden Vereine soll in der nächsten Ausgabe berichtet werden.
Die Währungsreform im Sommer 1948 brachte auch für die Sportler wieder stabile und geordnete Verhältnisse. Die Ausübung des Fußballsports wurde erleichtert. Es fanden sich mehr und mehr jugendliche Interessenten, so daß sich nunmehr die Möglichkeit bot, mehrere Mannschaften in den Spielbetrieb aufzunehmen. Nicht nur die Senioren-Mannschaften traten vermehrt in Erscheinung; auch die Jugend fand einen gebührenden Platz im Vereinsleben. Hier war es unser unvergessener Sportkamerad Fritz Mischke, der es sich als Ziel gesetzt hatte, eine schlagfertige Mannschaft aufzubauen. In den ersten Jahren nach dem Krieg konnte eine Jugendmannschaft gestellt werden.
Zu diesem Zeitpunkt führte Heinrich Kraus den Vorsitz des Vereins und Heinz Groteloh, selbst noch aktiver Fußballer, übernahm das Amt des Schriftführers. Im Jahre 1950 gab es dann für den SSV Weyerbusch eine erfreuliche und aufschwungfördernde Wende. Die bis dahin eigenständigen Nachbarvereine Grün-Weiß Birnbach und SV Giershausen stellten ihren Spielbetrieb ein. Nach mehreren Erörterungsgesprächen kam man überein, daß die Spieler von Birnbach und Giershausen dem SSV Weyerbusch beitreten. Auch hier hatte Fritz Mischke einen maßgeblichen Anteil am Zustandekommen der Übereinkunft. Ihm lag ja in erster Linie die Verstärkung seiner Jugendabteilung am Herzen. Diese fand er auch, wie später noch zu berichten ist, reichlich in den Reihen der Birnbacher.
Soweit es überhaupt noch möglich ist, soll versucht werden, wichtige Meilensteine aus dem Vereinsleben von Birnbach und Giershausen darzulegen. Für Birnbach ist das weniger schwer. Im Jahre 1991 feierte der Hobby-Club SV Grün-Weiß Birnbach sein 10-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlaß gab Frank Schumann im Festheft Einblick in das Vereinsleben des 1930 gegründeten SV Grün-Weiß Birnbach. Hierauf aufbauend und aufgrund meiner eigenen Erinnerungen als aktiver Fußballspieler in diesem Verein, versuche ich das Wesentlichste festzuhalten.
Für den SV Giershausen fällt das nicht so leicht, da trotz vieler Nachfragen keine Aufzeichnungen vorhanden sind.
(Sollte jedoch wider Erwarten noch jemand im Besitz verwendbarer Unterlagen sein, wäre ich für eine Überlassung sehr dankbar.)